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Wahre HPLC-Geschichten zum Schmunzeln: Müßiggang, Wundersäule, „DL-Benzol“

Von 12. Januar 2025 Februar 19th, 2025 No Comments

Lassen Sie uns das neue Jahr etwas entspannt und locker angehen; der erste HPLC-Tipp des Jahres 2025 beschreibt drei, sagen wir, „spezielle“ Situationen aus dem echten HPLC-Leben.

„The Beauty of Slowness“

Ein Labor beim deutschen Mutterkonzern hat viele Proben zu messen, die‘
Geräte laufen rund um die Uhr, die Anwenderinnen sind froh, dass sie das
Probenaufkommen gerade noch bewältigen. Im Labor eines
Tochterunternehmens in einem anderen Kontinent, welches die gleiche HPLC-
Methode anwendet, herrscht eine etwas andere Arbeitskultur:
Jeden Freitagnachmittag lässt man die Arbeitswoche mit ausgiebigem
Plaudern bei Kaffee und Kuchen ausklingen, die restlichen Proben können ja
ruhig am Montag fertig gemessen werden… Während der geselligen Zeit
allwöchentlich freitags werden allerdings die Geräte immer sehr lange,
sehr gründlich mit heißem Wasser und Isopropanol gespült, diese
Lösungsmittel (manchmal auch zusätzlich 0,01 N HNO3 und DMF) werden
auch mehrmals injiziert. Im ersten Labor: „Buckel“ in der Basislinie,
Geisterpeaks, Memory-Effekt. Im Zweiten: Null Probleme; Gerät, Autosampler
und Säule werden ja regelmäßig gründlichst gespült, allerlei Verunreinigungen
verlassen zwangsläufig das Gerät – gemütliche Zeit während der etwas
Vernünftiges passiert, ist eine doppelt gewinnbringende Zeit.
Merke: Im Falle einer schwierigen Matrix (Salbe, Tween, Cellulose, Lipide
usw.) bleibt ein gründliches Spülen der Anlage inkl. Säule mit
Lösungsmitteln geeigneter Polarität trotz Zeitdruckes leider nicht aus,
wenn Probleme vermieden werden sollten.

Man soll doch diese gute Säule bestellen können …

Eine Anekdote eines Kollegen: Einige Zeit nach einer Messe erhielt ein bekannter Säulenanbieter eine wütende E-Mail eines Kunden, in etwa: Er habe vor kurzem eine Säule gekauft, aber sie war so schlecht, dass sie mehrere Peaks produzierte, während eine andere „gute“, gleichen Typs einen einzigen fantastischen Peak lieferte. Was war? Auf jener Messe hatte besagter Besucher – ein HPLC-Newcomer – eine Säule vom Stand dieses Säulenanbieters mitgehen lassen. Zu Hause hat er mit seiner Probe einen tollen Peak erhalten also hat er eine weitere Säule bestellt und wollte diese Methode nun im Unternehmen etablieren, nur: Die Säule am Stand war eine leere …
Merke: Betrachte ein zu schönes Ergebnis bei einer unbekannten Probe stets mit äußerster Vorsicht.  

„DL-Benzol“ – oder: Der verpatzte Traum vom Nobelpreis

In meiner Doktorarbeit hatte ich mehrere stationären Phasen für chirale Trennungen entwickelt. Eine mit L-Prolin als chiralem Selektor sah besonders vielversprechend aus: Von diversen Aminosäuren über Thyroid-Hormonen bis hin zu mehreren Wirkstoffen habe ich alle racemische Gemische in die D- und L-Form trennen können: Ich bekam stets zwei Peaks, war unheimlich froh. Das Ganze kam mir aber irgendwann ob dieses Glücks doch suspekt vor, also habe ich einfach Benzol injiziert. Ich bekam auch hier zwei Peaks. Dann wurde mir klar: Entweder habe ich mit „DL-Benzol“ die größte Entdeckung meines Lebens gemacht oder es stimmt etwas nicht. Leider war das zweite der Fall: Ich habe die Säule umgedreht und ich erhielt bei den meisten Racematen – und natürlich auch mit Benzol – nur einen Peak: Am Säulenkopf ist wohl ein „Loch“ im Packungsbeet entstanden – der Nobelpreis muss warten …
Merke: Doppelpeaks oder starker „Buckel“ bei allen Peaks kann eine „Delle“ in der Packung am Säulenkopf bedeuten; Säule umdrehen hilft oft – jedenfalls für eine Zeit lang.  

© Dr. Stavros Kromidas